Dünndarm-Kapsel bringt Licht ins Dunkel!
Kapselendoskopie
Bei einigen Patienten bleibt auch nach der Magen- und Dickdarmspiegelung ungeklärt, warum eine Blutarmut besteht. Dann kann eine Kapselendoskopie zur optischen Darstellung der Dünndarmschleimhaut erforderlich sein.
(PillCam SB3 - Originalgröße der Kapsel: 11,4 x 26,2 mm)
Der Dünndarm liegt zwischen Magen und Dickdarm und hat mit seiner Länge von vier bis sechs Metern vielfältige Aufgaben zu erledigen. Er wehrt Mikroorganismen, Viren und Bakterien ab, die über die Nahrung in den Verdauungskanal gelangen, nimmt Wasser und Elektrolyte wie Calcium, Magnesium oder Kalium in die Schleimhaut auf und spaltet die Nahrung in ihre Bestandteile auf. Mit seiner glatten Muskulatur vermischt der Dünndarm den Nahrungsbrei optimal und transportiert ihn weiter. Sind Teile des Dünndarms entzündet, liegen Blutungen vor, haben sich Polypen oder gar Tumore gebildet, dann kann er diese wichtigen Aufgaben nur noch eingeschränkt wahrnehmen.
Zur Abklärung von Dünndarmerkrankungen ist die Dünndarmkapsel eine der Untersuchungen mit der höchsten Aussagekraft. Wir verwenden für die Kapselendoskopie das aktuellste System des weltweiten Marktführers der israelitischen Diagnostikfirma GIVEN (jetzt Covidien), der seit Markteinführung der Methode im Jahr 2001 die umfangreichsten Erfahrungen und die modernste, ständig weiterentwickelte Technik gewährleistet.
Nach der Darmreinigung – 1l Abführlösung am Vorabend und 1 l Abführlösung am frühen Morgen des Untersuchungstages - schlucken Sie eine Kapsel mit sehr glatter Oberfläche. Bei Schluckstörung oder psychischer Hemmung die Kapsel zu schlucken, kann diese im Rahmen einer Gastroskopie in den Dünndarm platziert werden.
Die Kapsel enthält eine winzige hochauflösende Videokamera. Diese sendet Bilder mit einer Frequenz von 2 pro Sekunden an ein Empfangsgerät. Die Kapsel durchwandert den Magen Darmtrakt und wird auf natürlichem Wege ausgeschieden.
Die Bilder werden von einem Aufnahmegerät, dass Sie während der Untersuchung an einem Gürtel bei sich tragen, gespeichert und im Anschluss daran durch ein Computerprogramm als Film - fast 200 Quadratmeter Oberfläches des Darms - für eine Auswertung vorbereitet.
Solange die Kapsel nicht ausgeschieden wurde, sollte keine Untersuchung im Magnetresonanztomografen (MRT) durchgeführt werden.
Indikationen:
Prinzipiell kommt die Kapseluntersuchung bei allen Erkrankungen des Dünndarms, die mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden nicht oder nicht ausreichend geklärt werden können, zum Einsatz. Hierzu gehören insbesondere:
- Unklare Blutarmut (Anämie) bei unauffälliger Gastroskopie und Koloskopie (Angiodysplasien, Varizen, Polypen)
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, z.B. „Morbus Crohn" (Diagnose und Verlaufskontrollen)
- Familiäre Polyposis Syndrome (FAP, Peutz-Jeghers-Syndrom und andere)
- Abklärung ausgewählter Patienten mit Zöliakie
EBM – Leistung:
Zur Abklärung des Verdachts auf eine Blutung des Dünndarms wurde die Kapselendoskopie zum 1. Juli 2014 als neue Leistung in den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) aufgenommen und kann über die Kassenärztliche Vereinigung (KV) in den GKV Leistungskatalog aufgenommen werden.
Kapselendoskopie des Dickdarms
Die Dickdarmkapsel der Firma Given Imaging GmbH ist seit Oktober 2006 in der EU zugelassen.
Nach der Darmreinigung – 1l Abführlösung am Vorabend und 1 l Abführlösung am frühen Morgen des Untersuchungstages - schlucken Sie eine Kapsel mit sehr glatter Oberfläche.
Bei Schluckstörung oder psychischer Hemmung die Kapsel zu schlucken, kann diese im Rahmen einer Gastroskopie in den Dünndarm platziert werden.
Die Kapsel hat an jedem Ende eine Minikamera. In der Kapsel steckt die Technik eines kompletten Filmstudios. Neben der Kamera enthält die Kapsel lichtstarke LEDs, einen Sender und eine Energiequelle.
In den ersten Minuten nach dem Schlucken, während die Kapsel die Speiseröhre passiert, macht sie kontinuierlich Bilder. Im Magen angekommen, fällt sie nach circa drei Minuten in einen Energiesparmodus, bis die Software die Dünndarmpassage erkennt. Im Dünndarm und im Dickdarm nimmt sie zwischen 4 und 35 Bilder pro Sekunde auf. Die Zahl der Aufnahmen pro Sekunde ist von der Geschwindigkeit der Kapsel abhängig.
Die Aufnahmequalität von 35 Bildern pro Sekunde liegt dabei über dem Kinostandard, bei dem 24 Bilder pro Sekunde üblich sind.
Während ihrer Wanderung durch den Körper macht die Kamera damit 400.000 farbige Aufnahmen. Wegen des besonders weiten Aufnahmewinkels ist eine Rundumsicht möglich. Mit diesem System der neuesten Generation der Firma Given Imaging erreicht die Kolonkapsel eine bisher durch Kapseln nicht erreichte Genauigkeit von etwa 70%.
Indikationen:
- Abklärung des nicht eingesehenen Dickdarmabschnittes nach einer inkompletten Koloskopie
- Detektion von Kolonpolypen im Rahmen einer Darmkrebsvorsorge
Sie ist somit diagnostisch viel genauer als Blut- oder Stuhltests. Die seltenen Risiken der klassischen Koloskopie (z.B. Blutung, Darmperforation) entfallen durch die neue Methode.
Die Kapselendoskopie empfiehlt sich insbesondere bei Menschen, die sich eine Spiegelung des Darms aus welchen Gründen auch immer nicht vorstellen können und trotzdem eine Darmkrebsvorsorgeuntersuchung mit hoher Aussagekraft wünschen. Die Kosten der Untersuchung werden von der gesetzlichen Krankenversicherung derzeit noch nicht erstattet.
Bei medizinisch begründeten Risiken gegenüber einer Darmspiegelung oder der Sedierung, kann aber ein Einzelfallantrag auf Erstattung gestellt werden.
In der Regel werden die Kosten von den privaten Krankenversicherungen vollständig übernommen.
In den Kosten für die Kapsel-Endoskopie mit der PillCam COLON ist die gesamte diagnostische Darmkrebsvorsorge enthalten. Im Detail sind das die folgenden Leistungen:
- persönliches Informations- und Aufklärungsgespräch
- Terminkoordination und Betreuung in der Praxis
- eine Videokapsel PillCam COLON 2
- die gesamte Durchführung der Untersuchung
- Auswertung des umfangreichen Videomaterials (das Video bestehend aus mehr als 100.000 Einzelbildern) und Befundung
- ein ausführlicher Arztbericht und ein persönliches Abschlussgespräch
Vorteile der Kapsel
Im Gegensatz zu anderen Verfahren können folgende Vorteile zusammengefasst werden:
- Es ist keine Lufteingabe in den Darm notwendig. Sie ist somit schmerzfrei.
- Eine Strahlenbelastung findet nicht statt.
- Sie können sich während der Untersuchung frei bewegen und ihren normalen Tagesablauf nachgehen.
- Hier ist keine Sedierung notwendig.
- Es besteht kein Risiko eine Blutung oder eine Perforation auszulösen.
Nachteil der Kapsel
- Es können keine Gewebeproben entnommen werden.
- Es sind keine Spülungen bei Stuhl benetzter Schleimhaut möglich
- Die Kamera ist nicht steuerbar, sondern wird allein von den natürlichen Bewegungen des Darms vorangetrieben.
- Eine genaue Lokalisation von krankhaften Veränderungen ist nur schwer möglich.
Risiken der Kapselendoskopie
Es handelt sich um ein relativ sicheres und wenig belastendes Verfahren. Werden Indikationen und Kontraindikationen beachtet, so treten kaum Nebenwirkungen auf.
- In weniger als 2% der Fälle kann die Kapsel stecken bleiben. In solchen Situationen kann unter Umständen eine Operation erforderlich werden, um die Ursache der Verengung zu beseitigen.
- Sehr selten wurde eine Aspiration beobachtet (1 : 1000).
Klinische Daten:
Bisher sind zwei Studien zur Evidenz der Kolonkapselendoskopie veröffentlicht worden:
Eliakim Endoskopie 2009 und Spada GIE 2011. Die Sensitivität liegt danach bei 84-89% , die Spezifität zwischen 76 und 95%. Beide Studien umfassen Patientenzahlen um 100.
Wann darf die Untersuchung nicht durchgeführt werden:
- bei Verengungen im Magen Darm Kanal (Strikturen und Fisteln)
- bei Schluckstörungen
- bei Patienten mit Herzschrittmachern oder anderen elektromagnetischen Implantaten (relativ)
- in der Schwangerschaft
- bei Kindern unter 8 Jahren (es liegen keine Daten vor)